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  • AutorenbildAnna Pribil

Warum ich in Zukunft keine Produkte aus Leder mehr kaufen werde?

Achtung Trigger-Warnung! Dieser Text, sowie die unten empfohlenen Dokumentationen sind nichts für Zartbesaitete. Aber leider entspricht es der Wahrheit.


Ledergerbereien in Bangladesh


Ich habe mir die Dokumentation „37° Gift auf unserer Haut“ (ZDF) angesehen und für euch zusammengefasst. Diese ist aus dem Jahr 2013 und ich hoffte inständig, dass sich seitdem etwas verändert hat, aber ich fand eine zweite Dokumentation (Giftiges Leder: Made in Bangladesh, 3Sat) aus dem Jahr 2020 und es hat sich seitdem nicht wirklich etwas getan.




Das Problem


Leder hat keine Kennzeichnungspflicht nach Tierart oder Herkunft. Wenn auf einem Produkt z.B. „Made in …“ steht, heißt das nur, dass das Produkt in diesem besagten Land hergestellt wurde. Man weiß, dann aber nicht, woher das Leder ursprünglich stammt. Sehr viel Leder kommt aus Bangladesh und zwar aus einem Vorort der Hauptstadt Dhaka, Hazaribag. Dort reihen sich insgesamt 300 Ledergerbereien aneinander. Pro Jahr werden hier 14 Millionen Tierhäute verarbeitet. Umgerechnet nimmt das Land 740 Millionen Euro pro Jahr über die Lederindustrie ein. Doch die Menschen, die in den Ledergerbereien unter miesen Bedingungen arbeiten müssen und 12 Stunden pro Tag schuften, bekommen gerade einmal 40 € im Monat.


Das Leder wird in Bangladesh, eines der ärmsten Länder der Welt, produziert, weil es so gut wie keine Auflagen, weder für Umwelt noch für Arbeiter*innen gibt. Deshalb ist das dort produzierte Leder so billig und dadurch können Händler, welche die fertigen Produkte verkaufen, größere Gewinne erzielen.


Auch Kinderarbeit ist hier keine Seltenheit. Sie arbeiten in der Nähe von gefährlichen und veralteten Maschinen. Die Arbeiter*innen in den Gerbereien verlieren oft Hände oder Finger und sie haben keine Krankenversicherung. Aber sie denken nicht an ihre Gesundheit morgen, denn sie brauchen heute etwas zu essen. Menschen dort leiden an Hunger und haben keine Alternative als in den Ledergerbereien zu arbeiten. Die Lebenserwartung liegt bei ca. 50 Jahren.


Das Leder wird mit Chrom III gegerbt und es werden auch andere giftige Chemikalien verwendet. Die Leute arbeiten dort ohne Schutzkleidung und auch Kinder steigen barfuß in die giftige Brühe, in der das Leder gegerbt (haltbar gemacht) wird. Chrom III kann unter nicht ordnungsgemäßen Bedingungen zum giftigen Chrom VI werden, welches krebserregend und erbgutverändernd ist. Chrom VI wird bei Produkt-Tests immer wieder in Schuhen, Gartenhandschuhen und auch Babykrabbelschuhen gefunden. Es wird beim Tragen der Produkte direkt über unsere Haut aufgenommen.


Bevor das Leder gegerbt werden kann, müssen die Haare von der Haut herunter kommen. Dazu wird Schwefelwasserstoff verwendet. Dieser geht auch als Gas in die Luft. Es ist ein starkes Nervengift. Ab 200 ppm ist es so giftig, dass man ohnmächtig wird und stirbt. Auch hier arbeiten die Menschen ohne Schutzvorkehrungen.


Hazaribag ist eines der meist verschmutztesten Gebiete der Welt. Es gibt dort kein Abwassersystem, alle Chemikalien werden einfach in den Fluss geleitet. Es ist eine Umweltverschmutzung epischen Ausmaßes und in diesem vergifteten Fluss ertrinken auch immer wieder Kinder.


Illegale Kuhtransporte aus Indien


Kühe sind heilig in Indien und dürfen dort nicht getötet werden. Gutgläubige Hindus verkaufen Kühe an Kuhhändler. Diese transportieren die Kühe bis zu 2000 km in Anhängern nach Bangladesh um sie dort nach islamischer Tradition ohne Betäubung zu schlachten. Noch lebende Tiere müssen dabei zuschauen wie ihre Artgenossen geschlachtet werden. Der Transport ist sehr anstrengend für die Tiere, denn sie bekommen weder Futter noch Wasser und kommen völlig abgemagert und erschöpft am Viehmarkt in Dhaka an. Wenn die Tiere vor lauter Erschöpfung nicht mehr weitergehen, werden ihnen die Schwänze gebrochen, sie werden mit Stöcken geschlagen und es wird Chili in ihre Augen gerieben, damit sie von den Schmerzen wieder aufstehen und weitergehen. Auch hier laufen alle Abwässer ungefiltert in den Fluss.





Pelze


Für Pelztiere gilt ähnliches. Die Produkte müssen nur mit „Echtpelz“ gekennzeichnet werden, nicht um welche Tierart es sich handelt, oder sonst was. Der Bedarf an billigen Pelzen steigt stetig an. Die Kragenbesätze bei den Kapuzen von Wintermänteln und die Pelzbommel auf Hauben stammen oft von Pelztierzuchten in China. Hier werden Marderhunde und Füchse in winzigen Käfigen gehalten und wenn sie verkauft wurden, gleich brutal mit einer Metallstange erschlagen. Manchen Tieren wird noch bei lebendigem Leib das Fell abgezogen.


Auch Pelze können giftig sein, denn auch die Haut unter dem Pelz muss mit Chemikalien gegerbt werden und auch hier gibt es keine Kennzeichnungspflicht. Und wieder verdienen die Bauern in China an ihren Pelzen gerade einmal so viel, dass es zum Leben reicht. Den Profit machen die Händler in Europa.


Lösungsansätze


  • Konsument*innen müssen die Nachfrage nach billigen Lederprodukten reduzieren.

  • Versuche also Lederprodukte zu vermeiden.

  • Wenn du Lederprodukte kaufst, achte darauf, dass das Leder aus Europa stammt und rein pflanzlich gegerbt wurde.

  • Erkundige dich beim Händler*in / Verkäufer*in, ob er weiß um welche Tierart es sich handelt und woher das Leder genau stammt. Das schafft Bewusstsein und hoffentlich wird bald eine Kennzeichnungspflicht erlassen.


  • Dann liegt es noch an den Regierungen. Diese müsste Gesetze ändern und Vorgaben kontrollieren.

  • Und Firmen, die das Leder kaufen, müssen auf nachvollziehbare Lieferketten pochen.


Ich möchte nicht, dass meine Schuhe von Menschen hergestellt werden, die sich selbst gar keine Schuhe leisten können.


Überlege einmal welche Lederprodukte du besitzt! Denkanstoß: Leder im Auto, Leder-Möbel, Ledergeldtasche, Schuhe, Kinderschuhe, Gartenhandschuhe, Gürtel, Armbänder, Uhrbänder, Lederhose, Lederjacke,…


Man muss sich überlegen, wie kann ein Schuh nur 20 Euro kosten? Wirst du dein Konsumverhalten in Zukunft überdenken?


Der Blogbeitrag ist entstanden, weil meine Tochter in den Kindergarten kommt und sie Hauspatschen braucht. Diese sind meistens aus Leder.


Hier ein paar nachhaltige Kinderpatschen:


Ohne Leder:


Aus europäischem Leder:



Quellen:

https://www.quarks.de/umwelt/so-schmutzig-ist-die-herstellung-von-leder/

https://www.sueddeutsche.de/wissen/lederindustrie-gift-auf-unserer-haut-1.2802012

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